Durch Viren verursachte Krankheiten


Newcastle-Krankheit

(ATYPISCHE GEFLÜGELPEST, NEWCASTLE DISEASE, ND)

Ursache

Die Newcastle Krankheit wird von einem Paramyxovirus verursacht. Es gibt nur einen bekannten Serotyp. Bei den ND-Viren gibt es milde Stämme (lentogen), mittlere Stämme (mesogen) und virulente Stämme (velogen). Die für Lebendimpfstoffe verwendeten Impfstämme sind hauptsächlich lentogen.


Übertragung

Das Newcastle Disease Virus ist hoch ansteckend und wird durch infizierte Ausscheidungen (Kot, Nasensekret) zwischen den Tieren übertragen. Ausbreitung zwischen Haltungen erfolgt durch infizierte Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge, Betreuungspersonal, Wildvögel oder erregerhaltigen Staub. Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit (Inkubation) ist unterschiedlich, aber im allgemeinen zwischen 3 bis 6 Tagen. Hühner und Puten sind für die Krankheit empfänglich.


Klinische Symptome

Die Newcastle Krankheit verursacht eine hohe Anzahl von Todesfällen innerhalb von 3 bis 5 Tagen. Mesogene Stämme verursachen typische Anzeichen von Atemwegsnot. Infizierte Tiere bilden nicht immer Atemwegs- oder nervale Symptome aus. Angestrengt schnorchelnde und gurgelnde Atemgeräusche zusammen mit zentralnervösen Symptomen wie Lähmungen oder Kopfverdrehen („Sternguckerhaltung“) sind die typischen Anzeichen. Ein Rückgang der Legeleistung um 30 bis 50% und dünnschalige bzw. schalenlose Eier werden beobachtet.


Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch Virusnachweis aus Proben zusammen mit der Untersuchung von Blutproben.


Behandlung und Kontrolle

Es gibt keine Behandlungsmöglichkeiten gegen die ND. Der einzige verlässliche Schutz ist die regelmäßige Impfung, die in Deutschland für alle Halter von Hühnern und Truthühnern (unabhängig von der Zahl der gehaltenen Tiere) gesetzlich vorgeschrieben ist (Geflügelpest-VO vom 20.12.2005).

Infektiöse Bronchitis (IB)

Ursache

Der Erreger der IB ist ein Coronavirus, von dem unterschiedliche Serotypen, wie die klassischen Massachusetts- oder die Variantstämme 4/91, D274 oder QX, bekannt sind.


Übertragung

Das Virus wird von Tier zu Tier, aber genauso zwischen Hühnerställen und sogar zwischen verschiedenen Geflügelhaltungen, über erregerhaltigen Staub übertragen. Nur Hühner sind für die IB empfänglich.


Klinische Symptome

Bei Küken und Jungtieren verursacht die Infektion schwerwiegende respiratorische Störungen mit Tierausfällen. Bei älteren Tieren verursacht die IB keine Todesfälle, aber die Legeleistung geht dramatisch zurück und es werden Eier mit sehr weichen oder deformierten Schalen (typische Längs- und Querrillen) gelegt.


Behandlung und Kontrolle

Gegen IB-Infektionen gibt es keine Behandlungsmöglichkeit. Die Vorbeugung durch Impfungen ist die beste Maßnahme zur Kontrolle der IB.

Marek’sche-Krankheit

(MD, MAREK’S DISEASE, MAREK’SCHE GEFLÜGELLÄHME)

Ursache

Die Marek’sche Krankheit wird durch ein Herpesvirus verursacht.

 

Übertragung

Die Hauptübertragung erfolgt über infizierte Gebäude, wo Eintagsküken den erregerhaltigen Staub einatmen oder über den Schnabel aufnehmen. Im Federfollikelstaub infizierter Tiere bleibt der Erreger länger als ein Jahr infektiös. Junge Küken sind besonders für die horizontale Ansteckung (von Tier zu Tier) empfänglich. Nach den ersten Lebenstagen nimmt die Empfänglichkeit der Tiere schnell ab.

 

Klinische Symptome

Infizierte Tiere zeigen Gewichtsverlust oder bilden eine Form der Lähmung aus. Die Sterblichkeitsrate variiert von 5 bis 50% bei ungeimpften Tieren. Die klassische Form der Marek’schen Krankheit (Lähme) mit Beteiligung des Ischiasnerves verursacht die typische Lähmungserscheinung mit einem auf der Seite liegenden Tier, das ein Bein vorwärts und ein Bein rückwärts streckt. Im allgemeinen erkranken die Tiere im Alter zwischen 10 und 20 Wochen. Weitere Formen der Marek‘schen Krankheit sind die Tumorform mit Tumoren in verschiedenen Organen, möglicherweise mit Hautbeteiligung und die Augenform.

 

Diagnose

Typisch für Marek sind:


  • Nervenschädigungen
  • Tumoren in Leber, Milz, Nieren, Lunge, Eierstock, Muskeln und anderen Geweben). Eine Hautbeteiligung stellt sich meist als Tumore der Federfollikel oder zwischen den Follikeln dar.
  •  Augenveränderungen (unregelmäßige Konstriktion der Iris, die zur Ausbildung einer querovalen Pupille führt)


Eine genaue Unterscheidung zwischen Marek und Leukose erfordert eine feingewebliche (histologische) Untersuchung von Organproben.

 

Behandlung und Kontrolle

Die Impfung von Eintagsküken ist ein wirksamer Hauptbestandteil der Kontrolle. Es wurde nachgewiesen, dass Marekimpfstoffe nur vor der Ausbildung der klinischen Symptome (Tumore, Lähmungserscheinungen) schützen, aber nicht vor der Infektion der Tiere mit MD-Virus. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, gute hygienische Bedingungen zu schaffen und die Küken vor einer Frühansteckung zu schützen.

Infektiöse Laryngotracheitis 

(ILT – Ansteckende Kehlkopf-Luftröhrenentzündung)

Ursache

Die ILT wird durch ein Herpesvirus verursacht, von dem bisher nur ein Serotyp bekannt ist.


Übertragung

Feldinfektionen erfolgen von Tier zu Tier über den Respirationstrakt. Die meisten Infektionen gehen auf die Übertragung des Virus durch infizierte Personen oder Ausrüstungsgegenstände (wie Besucher, Schuhe, Kleidung, Eierkartons, benutzte Futter- oder Wassertröge etc.) zurück. Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 12 Tage. ILT tritt vor allem bei Hühnern und Fasanen auf.


Klinische Symptome

Blutige bis eitrige Entzündung von Kehlkopf und Luftröhre, z.T. Bildung von käsigen bis blutigen Klumpen, die im Extremfall die Luftröhre verschließen und Tod durch Ersticken verursachen. Erkrankte Tiere zeigen aufgrund der Atemnot deutlich hörbare klagende Atemgeräusche. Die Legleistung sinkt i.a. um 10 bis 50%.


Diagnose

Typische Klagelaute, Aushusten von Blutklumpen und erhöhte Mortalität. Nachweis durch feingewebliche Untersuchung der Trachealschleimhaut.


Behandlung / Impfung

Die Augentropfimpfung mit einem Lebendimpfstoff ist die beste Methode, um eine ILTInfektion zu verhindern. In bereits infizierten Beständen kann eine sofortige Impfung aller noch gesunden Tiere die weitere Ausbreitung der Krankheit stoppen.

Gumboro-Krankheit

(Infektiöse Bursitis, Infectious Bursal Disease – IBD)

Ursache

Die Krankheit wird durch ein Birnavirus, Serotyp 1, verursacht. Das Virus ist sehr stabil und aus infizierten Betrieben nur schwer wieder zu entfernen.


Übertragung

Der Erreger ist sehr ansteckend und verbreitet sich leicht von Tier zu Tier über Kot, Nasenoder Augensekret. Von Bestand zu Bestand geschieht die Übertragung durch infizierte Kleidung oder Ausrüstungsgegenstände.


Klinische Symptome

Gewöhnlich tritt die Erkrankung im Alter von 4 bis 8 Wochen auf. Erkrankte Tiere sind matt und blass, zeigen Bewegungsunlust, kauern sich zusammen und haben oft wässrigen Durchfall. Die Mortalität variiert von 5 bis 60% bei sehr schweren Infektionen.


Diagnose

Die Bursa Fabricii (lymphatisches Organ, das oberhalb der Kloake liegt) ist stark geschwollen und entzündet. Blasse Nieren und Blutungen in den Skelettmuskeln können gesehen werden.


Behandlung / Impfung

Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit. Die Impfung der Elterntiere und/oder der Küken ist das beste Mittel zur Kontrolle der Krankheit. Dabei müssen Impfzeitpunkt und Impfstoff aufeinander abgestimmt werden.

Aviäre Rhinotracheitis

(ART, Swollen Head Syndrom)

Ursache

Die Krankheit wird durch ein Pneumovirus verursacht.


Übertragung

Der Erreger wird horizontal über kontaminiertes Wasser, Futter, Personen und Ausrüstungsgegenstände, aber auch direkt (von Tier zu Tier) übertragen. Empfänglich sind Hühner und Puten.


Klinische Symptome

Bei jungen Tieren: Schnupfen, Nasenausfluss, Konjunktivitis, Schwellungen der Nasennebenhöhlen. Bei Legetieren: Abfall der Legeleistung und respiratorische Erscheinungen bis hin zur Ausbildung des sogenannten Swollen Head Syndroms (SHS) = starke Schwellungen des Kopfes und der Nebenhöhlen.


Diagnose

Allein aufgrund der klinischen Symptome ist die Diagnose schwierig, da auch andere Erreger solche Erscheinungen verursachen können. Am sichersten sind die Erregerisolierung aus Nasensekret oder Gewebe und der Nachweis von ART-Antikörpern im Blut mittels Laboruntersuchungen.


Behandlung / Impfung

Behandlungen mit Antibiotika sind nur gegen sekundäre bakterielle Infektionen erfolgreich. Der vorbeugende Einsatz von Impfstoffen verspricht den besten Erfolg bei der Bekämpfung.