Herkunft und Geschichte
Die Zwerg Hamburger sind, wie fast alle verzwergten Rassen, aus der Großrasse hervorgegangen.
Aus diesem Grund möchte ich einige Anmerkungen zur Entstehung der Großrasse der „Hamburger“ vorweg schicken. Zur Entstehung der Hamburger schreibt A. H. Köhn: Die einzelnen Farbenschläge des Hamburger Huhnes enthalten mannigfache Blutströmungen. Bei der Entstehung der Rasse und der Farbenschläge waren verschiedene Rassen beteiligt. Nicht anders ist dies ja auch bei fast allen in Deutschland anerkannten Rassen, die heute bis ins Kleinste gehende Musterbeschreibungen aufweisen. Dasselbe ist in den anderen rassezüchterisch bedeutenden Nationen vor allem England und Holland zu beobachten.
Vielfach wurde angenommen, dass das Hamburger Huhn seines deutschen Namens wegen auch hier seinen Anfang haben müsste. Diese Theorie ist jedoch sehr zweifelhaft, wenn auch nicht ganz von der Hand zu weisen, da auch deutsche Landhuhnschläge bei den gesprenkelten z. B. die Möwenhühner, die osfriesischen Moorhühner und die Totleger aufgrund ihrer leichten, schnittigen Form mit ähnlichen Zeichnungsanlagen mit herangezogen wurden.
Das gleiche gilt bei den einfarbigen Farbenschlägen. Besonders jedoch dürften die Lackhühner ihren Ursprung in England haben und von den Mooneys‘, den Mondhühnern abstammen, worauf die Tupfung zurück zu führen ist. Das die Hamburger schon eine sehr alte Rasse sein müssen, geht aus einer Abhandlung mit Bildern und genauen Beschreibungen des Italieners Aldrovandi aus dem 16. Jahrhundert hervor. In dieser Abhandlung soll eine Hühnerrasse aufgeführt worden sein, welche große Ähnlichkeit mit den Hamburgern aufwies.
Diese Rasse wurde als „Turkeys‘ – Türkische Hühner bezeichnet. Dieses lässt den Schluss zu, dass die Urahnen der Hamburger aus dem Vorderen Orient stammen und später über Deutschland nach England eingeführt worden sind. Dort erhielten sie den Sammelnamen „Hamburgh poultry“, weil sie aus der Gegend von Hamburg kamen und durch Vermittlung von Hamburger Kaufleuten nach England gebracht wurden. Weitergehend soll die Rasse ihren Sammelnahmen „Hamburgh poultry“ um 1850 durch den englischen Preisrichter Dixon erhalten haben, welcher auf der ersten Geflügelschau in Birmingham alle artverwandten Varietäten wie Gold spangled, Silver spangled (Sprenkel) Silver Mooneys, Golden Hamburghs einordnete. Geht man diesen einzelnen Varietäten weiter auf den Grund, so muss man die Sprenkelhühner von den Lackhühnern scharf auseinanderhalten. Die Sprenkelhühner sind unverkennbar nächste Anverwandte der Ostfriesischen Rassen.
Dagegen gehen die Lackhühner aus den Schlägen der „Mooneys‘“ hervor und traten in Silber und Braun auf.
Aus weiteren alten Berichten ist zu entnehmen, dass sich schon Ende des vorletzten Jahrhunderts Zuchtfreunde Gedanken machten, die feinen Formen der damals stark verbreiteten Hamburger und ihre schönen Zeichnungen in der Größe eines Zwerghuhnes zu vereinen.
Im Jahr 1893 berichtete „Dürigen“ in seinen „ Kennzeichen ...“, dass die Zwerg-Hamburger im Werden begriffen seien. Bei Ausstellungen wurden diese aber kaum gesehen. Von englischen Schauberichten aus dieser Zeit und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Zwerg-Hamburger häufiger erwähnt und in einer Schrift aus dem Jahr 1908 finden wir eine Würdigung der Zwerge, wobei der Verfasser berichtete, dass schon wirklich gute Zwerg-Hamburger gezeigt wurden.
Aus England kamen dann die Zwerg-Hamburger nach Deutschland und in die Niederlande. Die Holländer betrachteten die Zwerg-Hamburger als ihre Nationalrasse und brachten ihnen damit auch große Aufmerksamkeit entgegen. Sie wurden schon um 1900 in vielen Farbenschlägen gezüchtet. Aus dem Jahr 1947 wird in Holland von einer Ausstellung in Enschede berichtet, dass dort Zwerg-Hamburger in sieben Farbenschlägen zu sehen waren, und zwar die Farbenschläge silberlack, goldsprenkel, silbersprenkel, gelbweiss-gesprenkelt, goldweiss-gesprenkelt und hennenfiedrig.
In dieser Zeit begann ein reger Austausch von Tieren und Bruteiern mit England und mit den Niederlanden und so kamen auch die Zwerg-Hamburger-Silberlack verstärkt zu uns.
Der erste Weltkrieg vereitelte eine weitere Ausbreitung der Zwerge in Deutschland. Aber schon zu Beginn der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren besonders die Silberlack häufiger bei den Ausstellungen zu sehen. Bei Ausstellungen in Hannover der Jahre 1920 und 1921 wird von aus Holland eingeführten Zwerg-Hamburgern-Silberlack berichtet. Sie zeigten aber noch nicht den Hamburger Typ. Es waren rosenkämmige Zwerghühner mit schwarz-weißem Gefieder. In einem Brief des späteren Mitgründers des Sondervereins, Emil Uhlmann, berichtet dieser, dass er 1922 aus Kreuzungen von großen Silberlack mit schwarzen Bantam und einem von Büttner gekauften Zwerg-Hamburger-Silberlack aus Holländischer Zucht gute Erfolge erzielte und bei den Ausstellung seine Tiere gezeigt hat. Anfang der dreißiger Jahre standen dann schon 20 bis 30 stark verbesserte Zwerg-Hamburger-Silberlack bei den Großschauen. Auch mit der Erzüchtung der Zwerg-Hamburger, goldlack, beschäftigten sich mehrere Züchter. In einem Bericht einer englischen Schau im Jahr 1925 schildert der Schreiber mit begeisterten Worten die Schönheit einiger Goldlackzwerge. Aus Holland hört man ebenfalls aus dieser Zeit von erfolgreichen Zuchtergebnissen. Auch in diesen Jahren hat sich unter anderem der Emdener Züchter H. Dirks mit der Herauszüchtung durch Kreuzung von Goldlack x schwarze Bantam x Zwerg-Silberlack beschäftigt. Leider konnte er aus Kostengründen keine Tiere aus dem Ausland importieren. Erstmals bei einer Großschau standen 1929 auf der Nationalen in Leipzig eine größere Anzahl von Goldlackzwergen des Züchters Albert Kraus. Der Autor schreibt: „Es waren der Farbe und Form nach schon recht ansprechende Tiere, die ihrem Züchter alle Ehre machten. Feine Qualitäten zeigte besonders der Spitzenhahn, der einer schärferen Kritik standhalten konnte.“
Bild von 1932 Im Jahr 1933 erfolgte dann die Gründung des Sondervereins der Züchter aller Hamburger Zwerge. Leider liegen keinerlei Gründungsunterlagen aus dieser Zeit vor. Erstmals ist in einem Bericht des Sondervereins in der Geflügel-Börse vom 13. April 1934 von der Gründung des Sondervereins zu lesen. Aus diesem Bericht geht hervor, dass die Gründung des Sondervereins der Züchter aller „Hamburger Zwerge“ endlich zustande gekommen ist und dieses die Züchter unserer schönen und nützlichen Zwerghühner mit Freuden zur Kenntnis genommen haben. Weiter wird berichtet: „Erfreulicherweise waren eine größere Anzahl Züchter sofort beigetreten und weitere neue Mitglieder sind dem Sonderverein inzwischen beigetreten, wenn auch noch etliche Züchter dem Sonderverein noch abseits stehen.“ Zum 1. Vorsitzenden wurde der damals bekannte Züchter Richard Herzog gewählt und der spätere langjährige Vorsitzende, Emil Müller II, Albig, übernahm das Amt des Kassierers. Der Beitrag betrug damals 3 Mark.
Die Zwerg-Hamburger nahmen in den folgenden Jahren einen beachtlichen Aufschwung und waren bei allen Ausstellungen in größeren Tierzahlen zu sehen. Diese positive Entwicklung nahm aber ein jähes Ende mit den schweren Tagen des letzten Weltkrieges. All die viele Züchterarbeit war zerstört und viele Zuchtfreunde konnten ihrem schönen Hobby nicht mehr nachgehen. 1947 nahm dann der bekannte und langjährige Vorsitzende Paul Weber, Mölkau bei Leipzig, die Arbeit des Sondervereins wieder in die Hände und erwarb sich große Verdienste im Wiederaufbau der Zuchten der Zwerg-Hamburger. Große Unterstützung erhielt er weiter von unserem ehemaligen Ehrenvorsitzenden, Gerhard Bornemann, Taucha. Die Trennung unseres Vaterlandes bereitete den Zuchtfreunden, die gemeinsam die Zucht voranzutreiben wollten, ein schnelles Ende. Der Austausch von Tieren sowie gemeinsame Ausstellungen waren kaum möglich. Unter großen Schwierigkeiten wurde unserem Zuchtfreund Fritz Kühne, Kassel, 1956 letztmalig die Möglichkeit gegeben in Leipzig auszustellen. Gemeinsam wurde in Leipzig 1957 entschieden, in Westdeutschland einen 2. Sonderverein zu gründen, was dann auch schon bei der Nationalen in Köln 1958 gelang. Eine Zusammenarbeit mit den ostdeutschen Zuchtfreunden war aufgrund der politischen Situation nicht mehr möglich. Im gleichen Jahr schlossen sich weitere Mitglieder dem Sonderverein an, so dass Ende 1958 schon über 20 Mitglieder dem Sonderverein angehörten. Zuchtfreund Anton Schumann ist der einzige, der seit der Gründung im Jahr 1958 dem Sonderverein angehört. Besonders wertvoll war es, dass gleich nach Gründung unseres Sondervereins unsere verstorbenen Preisrichter Willy Bock und Richard Hellmann die wichtigste Arbeit übernehmen konnten, um eine gleichmäßige Bewertung sicherzustellen und den Mitgliedern in der Zucht entscheidende Hinweise zu geben. Diesem 1958 gegründeten Sonderverein stand in seiner erfolgreichen Aufwärtsentwicklung Fritz Kühne, Kassel, als Vorsitzender vor. Die Silberlack entwickelten sich zu einer sehr beliebten Rasse mit stark steigenden Ausstellungszahlen. In den sechziger Jahren haben sich dann auch mehrere Züchter mit den Zwerg-Goldlack beschäftigt und recht brauchbare Tiere herausgezüchtet.
Neue Farbenschläge
Den wohl größten Erfolg konnten wir 1976 verzeichnen. Schon Anfang der dreißiger Jahre trug man sich mit dem Gedanken der Erzüchtung der schwarzen Zwerg-Hamburger. Zunächst sah man aber wieder davon ab, da es zu Vermischungen von schwarzen Zwerg-Hamburgern und schwarzen Bantam kommen könnte. Unserer sicher unvergessener Zuchtfreund und Bantam-Spezialist, Georg Beck, war zunächst auch dieser Meinung und gab seine Bedenken zu dem Anerkennungsantrag. Zuchtfreund Josef Tapken hat mit seiner Frau unermüdlich, mit vielen Zuchtlinien, wesentliche Voraussetzungen bei der Herauszüchtung der Schwarzen geschaffen. Bei der Vorstellung 1976 legten wir größten Wert auf die typische Hamburger-Form und so überzeugten 14 Schwarze der Zuchtfreunde Tapken, Kühne, Fritsch, Caspers, Eimertenbrink und Schumann in Hannover und der Anerkennung stand nun nichts mehr im Wege. Auch im Osten Deutschlands gab es Bemühungen um die Herauszüchtung der schwarzen Zwerg-Hamburger.
Hier machte sich der Zuchtfreund Horst Rommel verdient und brachte sie 1972 in Leipzig zur Anerkennung.
In den alten und neuen Bundesländern hatten sich zu dieser Zeit mehrere Zuchtfreunde mit der Anerkennung neuer Farbenschläge beschäftigt. In den Jahren 1989 bis zur Anerkennung 1991 zeigten die Zuchtfreunde Friedrichs, Haubrich, Riedel und Schnelle ihr züchterisches Können mit der Vorstellung der Goldsprenkel. Schon Ende der achtziger Jahre bemühte sich unser Altmeister, Karl Fischer, mit der Anerkennung der Zwerg-Silbersprenkel. Auch hier erfolgte nach dreijähriger Vorstellung der Tiere unserer Zuchtfreunde Karl Fischer, Josef Langfermann und Uwe Seidemann die Anerkennung der Zwerg-Silbersprenkel, mit größtem Lob für die 3 Aussteller. Auch das Bemühen, die weiteren beiden einfarbigen Farbenschläge, der weißen und der blauen Hamburger zu verzwergen, ließ nicht auf sich warten. So waren es die Zuchtfreunde Hermann Bach, Reinhold Führer und Albert Wetzel, denen 1993 als Lohn ihrer züchterischen Arbeit die Anerkennung des weißen Farbenschlages zugesprochen wurde. Im folgenden Jahr 1994 konnte auch Zuchtfreund Friedbert Peter nach langer mühevoller Zuchtarbeit mit Stolz die Anerkennung des blauen Farbenschlages erreichen. Somit sind alle Farbenschläge der großen Hamburger auch als Zwerghühner anerkannt. Es ist schon eine große Freude, all diese Farbenschläge in der überaus bemerkenswerten Qualität bei den Ausstellungen zu sehen. All diesen Zuchtfreunden gebührt höchste Anerkennung und Dank für ihre mühevolle züchterische Arbeit. Große Unterstützung erhielten die Züchter von ihrem Sonderverein, der nun schon 85 Jahre den Züchtern mit Informationen zur Seite steht. An dieser Stelle sei den Gründern und Pionieren der Zwerg-Hamburger-Zucht besonders gedankt. Zu nennen sind insbesondere die langjährigen Vorsitzenden Emil Müller II, Albig; Paul Weber, Mölkau; Fritz Kühne, Kassel, Gerhard Bornemann, Taucha und nicht zuletzt unseren Ehrenvorsitzenden Anton Schumann. Heute wird der SV von unserem jungen dynamischen Vorsitzenden Stefan Heidrich mit großem Eifer und einem rührigen Vorstand geleitet. Selbstverständlich haben sie sich in all den Jahren uneigennützig für die Belange und zum Wohl unseres Sondervereins eingesetzt.
Besondere Ereignisse
Wettbewerb um den Goldenen Siegerring bei der Deutschen Junggeflügel Schau in Hannover 1968
Die damals für unmöglich gehaltene Anzahl von 136 Zwerg Hamburger Silberlack stellte sich dem Preisrichter. Eine Augenweide die überragende Kollektion mit zwei wunderschönen Tieren mit der Note Vorzüglich bewertet. Ein Hahn mit typischer langer freistehender Form, großen runden Tupfen, bester Zeichnung in Hals, Sattel und Binden sowie feinem Kopf. Die mit „v BB“ ausgezeichnete Henne verkörperte alle Vorzüge eines schönen Zwerg-Hamburgers. Beste Form, große runde Tupfen, trotzdem kein überzeichnetes Zeichnungsbild, klare Zeichnung der Kehle, der Binden und der Stufen.
Großer Preis der Zwerghuhnzucht des VZV 2008
Höchste Anerkennung wurde dem Sonderverein zum 75. Jährigen Jubiläum zuteil. Der Große Preis der Zwerghuhnzucht vom VZV wurde erstmals auf Zwerg Hamburger in Hannover 2008 vergeben. In großartiger Präsentation zeigten sich unsere Zwerg Hamburger von ihrer besten Seite.
Wenn Sie mehr wissen möchten, wenden Sie sich an:
S.V. Vorsitzenden Stefan Heidrich
Oberdorfstraße 9
02763 Mittelherwigsdorf
Tel.: 03583795272
E-Mail heidrich.stefan1@web.de
oder besuchen Sie uns auf www.sv-zwerghamburger.de
Quelle: BDRG
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